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Mächtig gewaltig: Der neue Coup der Olsenbande in der Volksbühne Michendorf

Die Titelhelden stehen, weil sie aus dem Saaleingang kommen, noch nicht mal auf der Bühne und schon brandet Beifall auf. Das Michendorfer Publikum liebt sein Theater. Oder die Olsenbande. Wahrscheinlich Beides.

Premiere in der Volksbühne Michendorf

„Die Olsenbande dreht durch“ hatte jetzt Premiere in der Volksbühne. Das Stück stammt von Peter Dehler, der darin Episoden aus den bekannten Filmen über die Olsenbande verarbeitete. Uraufführung war 1997 im Staatstheater Cottbus, wo der Autor auch selbst inszeniert hatte. Der Erfolg war so groß, dass das Stück von zahlreichen anderen Bühnen in den neuen Bundesländern ins Programm genommen wurde.

Die Ausgangssituation ist jedem Fan der Olsenbande bekannt: Egon Olsen (in Michendorf gespielt von Hartmut Kühn) wird aus dem Gefängnis in Kopenhagen entlassen und von seinen Komplizen Benny (Thorsten Reimann) und Kjeld (Mario Schüning) Fähnchen schwenkend erwartet. Olsen hält die beiden zwar für dumm („Ihr wisst ja nicht mal, dass Hamlet eine Däne war“), aber er braucht sie, um seinen nächsten, wieder einmal genialen Plan zu verwirklichen.

Ein neuer Plan von Egon Olsen für den großen Coup

Ziel der Begierde sind zunächst der 30000-Tonnen-Butterberg der Europäischen Union, auf den es auch der einflussreiche Geschäftsmann Bang Johansen (Tobias Grabowski) abgesehen hat, und dann noch Geheimdokumente, aus denen hervorgeht, dass ganz Dänemark zu einem Touristenparadies umgebaut werden soll, mit der Folge, dass die Einwohner nur noch im Dienstleistungsgewerbe tätig sein würden, zum Beispiel als Gartenzwerge. Egon Olsen verspricht sich und den anderen einen Millionengewinn. Und alles soll schnell erledigt sein, der erste Coup bis zum Elfmeterschießen beim Fußball-Länderspiel zwischen Dänemark und der Mongolei.

Im achtköpfigen Ensemble überzeugte vor allem Thomas Linz in seiner Doppelrolle als Dynamitharrry und Victor. Einige seiner Kollegen haben ihren Text anfangs mehr aufgesagt, statt ihn munter aus sich herauszuspielen. Aber das legte sich, vor allem dann, wenn die Regie (Steffen Löser) den Mimen – namentliche den beiden Polizeibeamten (Frank Weiß und Eric Naumann) – mehr Bewegung zugewiesen hatte. Martin Riedl hat ein variables Bühnenbild geschaffen, das nur ein einziges Manko hat: Die durchaus handlungsrelevante Diavorführung der Olsenbande konnte nur von den Zuschauern auf der rechten und mittleren Saalseite gut verfolgt werden, weil der Projektor nicht in die Tiefe des Bühnenraums gerichtet war, sondern auf seine linke Seitenwand.

Der Michendorfer Applaus? Mächtig gewaltig!

Im Verlauf der Geschichte gelingt es Egon Olsen, Kjelds Ehefrau Yvonne (Katrin Sasse) in das Trio einzubinden. Die hatte am kriminellen Wirken ihres Gatten bislang nur wegen des Geldes Interesse und nervte Kjeld zudem ständig mit neuen Aufgaben im Haushalt. Es verbietet sich an dieser Stelle der Hinweis darauf, ob die Ganovenbande mit Yvonne im Bunde mehr Erfolg hat als ohne sie. Nur soviel zum Schluss: Egon hat wieder einen Plan. Der Applaus in der Volksbühne? Mächtig gewaltig!

Von Stephan Laude