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Komödiantisches Erdbeben mit „Maxe Baumann“ in Michendorf

Die Premiere von „Maxe Baumann wird Hoteldirektor“ in der Volksbühne Müchendorf hat das Publikum entfesselt. Es erlebte einen prasselnden Pointenregen und dankte mit donnerndem Applaus.

Die Zeiten, in denen sich die Menschen ungeniert bei klamaukigen Unterhaltungsformaten vor Theaterkassen und Fernsehern drängelten, glaubte man eigentlich lange vorbei. Namen wie Heidi Kabel und Willy Millowitsch im Westen oder Helga Hahnemann und Gerd E. Schäfer im Osten raunte man sich früher ehrfurchtsvoll zu, nachdem man sich zuvor vor Lachen beinahe einen Zwerchfellriss zugezogen hatte.

Premiere vor vollem Haus

Nun lässt ein Kooperationsprojekt von Volksbühne und Bühnenfreunde Michendorf aufhorchen. Premiere war am vorigen Freitag vor vollem Haus. Zu sehen gab es die Reanimation eines Silvesterspaßes aus DDR-Tagen, in dem einst Gerd E. Schäfer als Rentner Maxe Baumannbrillierte. Die Komödie „Maxe Baumann wird Hoteldirektor“ ist eine von Hannes Hahnemann und Theresa Scholze aus acht TV-Episoden eingedampfte Bühnenfassung, die 2006 in der Comödie Dresden Premiere hatte.  

  Zum Ausgleich für den etwas sperrigen Titel des Stückes schienen Regisseur Steffen Löser und seine Bühnencrew demonstrativ auf alle unnötigen Vor- und Rücksichten zu verzichten und einfach munter drauflos zu spielen. Im Zentrum des von Anfang an turbulenten Bühnengeschehens steht der agile Rentner Maxe Baumann (Thorsten Reimann) der das erzgebirgische Hotel „Bergkristall“ erbt und sich von der Belegschaft des Hauses beknien lässt, aus dem ehemaligen DDR-Ferienheim (Bühne: Martin Riedl) ein Vier-Sterne-Hotel zu machen.

Trubel um unerkannten Hoteltester

Als Chaos-Katalysator wirkt der Umstand, dass ein inkognito reisender Hoteltester bereits unterwegs ist. Hauptverdächtiger ist ein Geschäftsmann aus Bayern (Mario Schüning), den ein Schneesturm ins Hotel weht, weshalb der schockgefrostete Mann aufgetaut werden muss.

Maxe und ein kurz zuvor eingestellter devoter Absolvent einer Hotelschule (Richard Rabeus), die taffe Empfangsdame (Katrin Sasse), das fahrige Zimmermädchen (Svenja Otto) und der junge schwule Hotelkoch (Eric Naumann) treten die Flucht nach vorn an. Sie weihen die einzigen beiden Gäste, eine resolute Tante (Tina Nicol Kaiser) und deren kontaktfreudige Nichte (Klara Franz) ein, und bitten sie, mit ihnen zusammen dem Herrn aus Bayern ein ausverkauftes Haus mit internationalem Flair vorzugaukeln.

Geisha, Scheich und Gynäkologin

Die Hotellobby bevölkern von nun an exotische Figuren: eine Geisha sortiert ihren von Stäbchen durchbohrten Dutt, ein Scheich breitet seinen Gebetsteppich aus, derweil die Erfolgsautorin und ein Gynäkologe Unfug plappern.  

  Dieser prasselnde Pointenregen einer sich vor Spiellust überschlagenden Schauspieltruppe führte lange vor dem Finale zu Beifallseruptionen, sodass man um die Statik des Theaters fürchten musste. Als sich das unverzichtbare Happy End dann auch noch in Schlagerparodien entlud, musste man sogar um die Unversehrtheit des Publikums fürchten.

Stimmungshöhepunkt bei Live-Schlager

Bereits als Sasse und Reimann im Duett Herbert Roths Rennsteiglied im Trachtenoutfit intonierten, sang das Publikum stimmgewaltig mit. Mit dem Erscheinen von Kaiser als Nana Mouskouri und Otto als Mireille Mathieu sowie den anderen fingierten Starauftritten war klar, wie der Abend enden würde. Der donnernde Applaus wurde stehend gespendet.

Weitere Termine von „Maxe Baumann wird Hoteldirektor“: 6. September, 19.30 Uhr (ausverkauft), 7. September, 19.30 Uhr, 8. September, 17 Uhr.

Lothar Krone